Wanna See Wannsee?

Ideen zur Rettung des Strandbad Wannsee

Das Strandbad Wannsee und seine bewegte Geschichte sind vielen bekannt. Seit über 95 Jahren lockt das ikonische Bad ganz Berlin in die Bucht des Wannsees. Was viele nicht wissen: Heute steht mehr als die Hälfte des denkmalgeschützten Ensembles ungenutzt leer. Während sich jeden Sommer bis zu 10.000 Badende täglich am Sandstrand erfreuen, verfällt wenige Meter dahinter ein einzigartiges Baudenkmal – und damit eine Raumressource mit großem Potenzial.
  
Als vor genau hundert Jahren die Stadt das Strandbad übernahm, hatte der sozialdemokratische Strandbaddirektor Hermann Clajus eine Vision: einen Erholungsort zu schaffen, an dem alle sozialen Schichten willkommen sind. Er öffnete das Bad für alle, organisierte Essensausgaben und Ferienlager für Kinder aus den Mietskaserenen der Arbeiterbezirke. Stadtbaurat Martin Wagner und Magistrats-Oberbaurat Richard Ermisch schufen 1929 bis 1931 ein ikonisches Gebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit. Ein weitläufiges „Weltstadtbad“ für die moderne Körperkultur der Weimarer Republik, mit Licht, Luft und Sonne für alle. Mit seinem 1,3 km langen und 80 Meter breiten Strand und jährlich über einer Million Badegästen war es seinerzeit das größte Binnenfreibad Europas. Clajus, dem nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Entlassung und Verfolgung drohten, nahm sich im März 1933 das Leben.
Noch heute reihen sich entlang des 500 Meter langen Wandelgangs des Strandbads Läden, Kioske, Imbisse und ein Café, eine Rettungsstation, Garderoben sowie Dusch- und Sanitärräume. 

Die darüber liegenden vier Umkleidehallen und Sonnenterrassen sind hingegen baufällig und nicht mehr zugänglich. Am Ende der Promenade befindet sich das verwitterte Strandrestaurant Lido. Sein geschwungener Gastraum mit Bar und Terrasse, eingebettet in ein riesiges Rondell mit rundem Wandelgang, war einst der Dreh- und Angelpunkt des Strandbades. Seine Kapazität von 2.500 Plätzen wurde ganzjährig intensiv genutzt – als Biergarten, Ausflugslokal und Spritzeisbahn. Die Initiative von Professor Carsten Gerhards von der Hochschule Darmstadt schlägt nun vor, das Denkmal im Sinne des Weiterbauens zu retten und ihm eine sinnstiftende Zukunft zu geben. In Anlehnung an die ehemaligen Werkstätten zur Instandhaltung des Strandbades könnte am Wannsee eine „Bauhütte“ entstehen, in der Jugendliche eine Ausbildung in verschiedenen Berufen des Bauhandwerks, der Gastronomie, des Gartenbaus, als Bademeister, Rettungsschwimmer, Fitnesstrainer und Parkranger absolvieren können. So kann der Bestand sukzessive unter Anleitung von Profis denkmalgerecht saniert und von Lernenden und Lehrenden ganzjährig betrieben werden. Damit würde das Baudenkmal fit gemacht für die Zukunft und die soziale Idee des Strandbads und seines Gründungsdirektors Clajus im 21. Jahrhundert neu gelebt werden.

Eine Initiative von Professor Carsten Gerhards/Hochschule Darmstadt. Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Inneres und Sport und der Berliner Bäder-Betriebe.



Unsere Visionen

Strandrestaurant Lido


Umkleidehallen A-D


Voluntary Camp

Das Strandbad heute

Fotos: Clemens Poloczcek I [email protected] 
Instagram: @clemenspoloczek