Unsere Visionen für das Strandrestaurant Lido
Betreuer der Entwürfe: Prof. Dipl.-Ing. Architekt BDA Carsten Gerhards
Das Strandrestaurant war in der ursprünglichen Planung Martin Wagners und Richard Ermischs der Gelenkpunkt, der zwischen den südlichen und nördlichen Umkleidehallen vermittelte. Es war das größte Bauwerk im Ensemble und bot im Innen- und Außenraum Platz für 2500 Menschen. Formal hebt es sich in seiner Geometrie von den langgestreckten quaderförmigen Hallengebäuden ab. Ein Wandelgang umschließt einen Vorhof in Form eines ellipsoiden Rondells, der im Süden und Norden seinen Anschluss an die Promenaden vor den Umkleidehallen findet. Auf dem Dach des Strandrestaurants befand sich eine Terrasse, die man über den oberen Wandelgang und durch seitliche Treppenanlagen erschließen konnte.
Vor dem Restaurant lag leicht erhöht eine weitere Terrasse. Der Vorhof diente als Biergarten und wurde im Winter als Spritzeisbahn hergerichtet. Der Gastraum erstreckte sich über die gesamte Länge des Gebäudes. Er führt die aus Kreissegmenten bestehende Geometrie des Baukörpers fort. Eine Fensterfront mit vertikal verschiebbaren Scheiben erlaubte einen ungehinderten Blick auf den Strand und den Wannsee. Im Innenraum besteht das Restaurant aus drei Raumschichten: Einem Lichthof, einem Küchentrakt mit vorgelagertem Kellnergang und einem Gastraum. Als Teil des Lernortes Strandbad Wannsee soll es Raum für eine Kochschule und eine Gastronomie bieten, in der die Jugendlichen eine Ausbildung zum Koch oder als Servicekraft machen können. Gleichzeitig soll es auch unter Anleitung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen betrieben werden. Die Studierenden sollten sich im Rahmen ihrer Bachelor-Abschlussarbeit Gedanken darüber machen, wie sie den Gebäudebestand behutsam umnutzen können, um den Charakter des Gebäudes zu erhalten und gleichzeitig im Sinne der Strategie des Weiterbauens selbstbewusst mit einer neuen Nutzung zu überlagern, die neue Wege- und Blickbeziehungen zwischen den einzelnen Raumschichten schafft.
Unsere Visionen für die Umkleidehallen A-D
Betreuer der Entwürfe: Prof. Dipl.-Ing. Architekt BDA Carsten Gerhards
Um den Besucherandrang des Standbads zu bewältigen, wurden 1929 bis 1930 neue Umkleidehallen errichtet. Diese waren, dem Geländeverlauf folgend, auf zwei Geschossen organisiert. Vom Eingangsbereich aus kommend, wurde das obere Geschoss und der Wandelgang, der alle Umkleidebereiche und das Strandrestaurant miteinander verband, über eine Treppenanlage erschlossen. Im Obergeschoss befanden sich in jeder Umkleidehalle 74 Dauerkabinen und 32 Wechselkabinen mit Garderoben, zwei Sammelumkleiden sowie Duschen und Fußbäder. Vom oberen Wandelhang aus konnten die Besucher auch die Sonnendecks mit Outdoor-Duschen erschließen, die sich auf den Dächern der Umkleidehallen befanden. Im Erdgeschoss befanden sich weitere Sammelumkleiden mit Ablagefächern sowie eine Ladenzeile mit Kiosken. Die Umkleidenhallen wurden im Erdgeschoss über einen Kolonnadengang erschlossen, der sich unterhalb des oberen Wandelgangs befand und bei Regen als Unterstellmöglichkeit diente. Die Umkleidehallen sind quaderförmige Gebäude aus einer Stahlskelettkonstruktion mit Ziegelverkleidung. Sie haben eine Länge von 48 m, eine Breite von 12 m und eine Höhe von ca. 8 m und eine Grundfläche auf zwei Geschossen von ca. 1000 m². Von ihrer innenräumlichen Struktur her bestehen sie aus zwei Raumschichten in Längsrichtung die von einer mittigen Stützenstellung voneinander getrennt werden. Räumlich sind die Hallen also nutzungsneutrale tektonische Strukturen, in die man vielfältige Funktionen integrieren kann. Dabei sollte eine Vielfalt an öffentlichen Räumen für alle Generationen entstehen:
Werkstätten für den Aufbau und die Instandhaltung des Strandbads, Seminarräume, ein kleines Theater und Kino, eine Bibliothek, Räume für Yogakurse, ein Fitnessstudio, Räume zum Kochen und Gärtnern, ein Outdoor-Fitnessstudio, eine Sauna, et cetera. So könnte man das Strandbad im Sommer und Winter nutzen.
Die Aufgabe der Studierenden war es, den Bestand sorgfältig zu analysieren und die Funktionen, die sich aus dem Thema „Lernort“ ergaben organisch in das Gebäude und die natürliche Topographie zu integrieren.
Unsere Visionen für ein Voluntary Camp
Betreuer der Entwürfe: Prof. Dipl.-Ing. Architekt BDA DWB Alexander Reichel
Wie können die vorhandenen Qualitäten des Wannseebades genutzt werden und im Sinne seiner Entstehungsidee einen neuen gesellschaftlichen Impuls geben? Das Ufer des Wannsees ist geprägt von einer langen Reihe massiver, quaderförmiger Gebäude mit je ca. 400 m² Grundfläche. Sie alle warten auf ihre Revitalisierung, damit sie im Sommer und im Winter genutzt werden können. Dabei soll eine Vielfalt an öffentlichen Räumen, nicht nur für Jugendliche, sondern für alle Generationen entstehen: Werkstätten, Seminarräume, ein kleines Theater und Kino, eine Bibliothek, Räume zum Sport treiben, Räume zum Kochen und Gärtnern, ein Outdoor-Fitnessstudio, eine Sauna, und vieles mehr. All dies kann in den bestehenden Pavillons untergebracht werden.
Ergänzt werden diese Funktionen durch einen Ort mit Übernachtungsmöglichkeiten - das Volunteer Camp. Die Jugendlichen, die z.B. hier ein freiwilliges Jahr, Praktikum
oder Lehrzeit verbringen, könnten damit am Ort ihrer Ausbildung untergebracht werden und damit das Wannseebad auch wirtschaftlich wiederbeleben. Für das Camp mit einer Bruttogeschossfläche von ca. 2.500 m² sind unterschiedliche Typologien vorgesehen. Es könnte sich sowohl um ein klassisches Hotel mit Einzelzimmern als auch um Mehrbettzimmer für Familien und Jugendliche handeln, ebenso erscheinen kleine Ferienwohnungen sinnvoll. Auch Lehrlingswohnheime, Hospize oder Jugendherbergen können als Vorbilder dienen. Gewünscht ist kein klassifiziertes Sterne-Hotel oder eine hochwertige Club-Lounge, sondern ein offener, Gemeinschaft stiftender Ort für einen temporären Aufenthalt. Dabei sind als Standort die ehemaligen Liegewiesen oberhalb des Restaurants Lido oder die südlich angrenzenden Baumwiesen angedacht. An diesem Ort hatten auch schon Martin Wagner, der damalige Stadtbaurat Berlins, und Richard Ermisch im Masterplan von 1928 einen Hotelbau vorgeschlagen. Dieser Ort, dieser „Lernplatz“, könnte von den jungen Menschen betrieben werden. Gemeinsames Leben und Lernen als Konzept für die zukunftsfähige Ausbildung in gastronomischen, handwerklichen oder touristischen Berufen und für die gesellschaftliche Teambildung und damit Teil der sozialen Nachhaltigkeit innerhalb der 17 UN-Ziele.